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Das Organ Darm in der Historie

Der Darm ist bis heute noch ein Tabu Thema und wird gerne für nicht so wichtig genommen. Das war früher aber nicht so. Wenn man zu verschiedenen Kulturen schaut, wird deutlich, dass der Darm früher der Mittelpunkt war. Der Mittelpunkt für die Gesundheit, oder wenn man krank war, um wieder gesund zu werden.

Ich möchte dir hier ein paar interessante  Beispiele aus der Geschichte näher bringen:

  • Hippocrates vertrat bereits 300 v.Chr. die Hypothese: „Der Tod sitzt im Darm“
  • Der Darm hat seinen eigenen Schutzheiligen: der Heilige Erasmus (lebte im Jahr 240 bis 303). Er gilt als Helfer bei Krämpfen, Koliken, Unterleibsbeschwerden und  Magenkrankheiten. Ihm wurde bei lebendigem Leibe der Darm entnommen.
  • Im Alten Testament wird darauf hingewiesen, dass Abraham sein langes Leben dem Genuss von saurer Milch zu verdanken habe.
  • In einem Papyrus der Ägypter (2000 Jahre alt) ist eine Anleitung für eine Darmspülung zu finden.
  • Alle Fastenkuren wurde früher mit Einläufen begleitet, um den Darm zu reinigen.

Diese Dinge sind heute mehr oder weniger in Vergessenheit geraten, weil der Darm doch so etwas Ekelhaftes ist (wenn ich das mal so ausdrücken darf). Bakterien haben heutzutage einen schlechten Ruf. Es wird versucht, möglichst alle Bakterien zu töten, die Umgebung keimfrei zu machen und bereits Kindern wird geraten, ihre Hände zu desinfizieren und nicht im Dreck zu spielen. Fakt ist allerdings, dass wir ohne Darm und vor allem ohne seine Mitbewohner (die Bakterien) überhaupt nicht überleben könnten.

Ein paar Fakten zum Darm

Der Darm besitzt eine Länge von ca. 7-8 Metern (also 4 Mal länger als wir selber) und seine Fläche beträgt unglaubliche 400-500 Quadratmeter! Das ist in etwa die Grösse eines Tennisplatzes. Das ist die Fläche, auf der wir unsere Nährstoffe aufnehmen. Das heisst, alles was wir essen, wird da durchgeschleust und aufgenommen (oder was wir nicht aufnehmen können wird ausgeschieden). Die Haut, im Vergleich dazu, ist nur 2 Quadratmeter gross.

Die Darmbakterien – unsere Mitbewohner, wie ich sie zu Beginn genannt habe – wiegen etwa 2 Kilogramm. Von diesen 2 kg sind 85% sogenannt gute Bakterien und 15% „schlechte“ Bakterien. Wir brauchen dieses Verhältnis, denn nur so wird unser Immunsystem geschult und kann gewährleisten, dass wir gegen Erreger von aussen geschützt sind. Nur wenn dieses System gestört wird oder das Milieu sich verändert, dann wird es schwierig für unser Immunsystem.

Im Darm wird 80% des Immunsystems gebildet. Aber auch die Herstellung des Serotonins (unser Glückshormon) findet zu 98% im Darm statt.

Die Ausdrücke „Darmhirn“ oder „Bauchgefühl“ sind also nicht so abwegig sondern sie haben damit zu tun, dass Stoffe wie eben das Glückshormon im Darm gebildet werden. Entscheidend für diese Produktion ist aber das Darm-Milieu. Oder wie es Professor Béchamp im 19. Jahrhundert ausgedrückt hat:

„Die Mikrobe ist nichts, das Milieu ist alles.“

Das bedeutet: Die einzelnen Bakterien machen uns nicht krank oder erhalten nicht unsere Gesundheit, sondern das ganze System, oder eben das Milieu. Dieses Milieu bezeichnen wir unter anderem mit dem pH Wert des Darms. Dies zeigt den Zustand unseres Darms als Ganzes. Deswegen ist es so wichtig, dass man die Umgebung kontrolliert, am besten mittels Stuhluntersuchungen.

 

Für all diejenigen die lieber hören als lesen, denen empfehle ich gerne meinen beliebten Darmglück Podcast. Mit vielen spannenden Gesundheitsthemen, Tipps und Tricks für einen gesunden Lebensstil im Alltag sowie eine ausgewogene Ernährung. Jetzt in „Der Darm – das Tor zur Gesundheit“ reinhören:

Eine gute Stuhlanalyse gibt Aufschluss über das Milieu

Leider werden bei uns selten solche ausführlichen Stuhlanalysen gemacht. Man macht zumeist gleich eine Darmspiegelung. Solche Spiegelungen eignen sich sehr gut, um Ausstülpungen zu sehen, die bei der Spiegelung auch gleich entfernt werden können, ohne dass ein weiterer Eingriff nötig wird. Auch schlimmere Probleme können mit einer Darmspiegelung unter Umständen gefunden werden.

Was wir aber bei der Spiegelung nicht sehen können ist: wie ist der Zustand des Milieus? Wie ist der pH-Wert, wie sieht es mit den Bakterien aus, haben wir Pilze, einen durchlässigen Darm und so weiter. Deswegen braucht es da eine gute und umfassende Stuhlanalytik.

Die meisten Untersuchungen, die wir kennen beschränken sich auf Entzündungen, eventuell wird noch Candida Pilz oder okkultes Blut abgeklärt. Man kann heute aber viel umfangreicher analysieren, wie zum Beispiel den Darmflora Status (aerobe und anaerobe Bakterien), Verdauungsrückstände, pH Wert, entzündliche Darmschleimhaut oder sogar, ob die Schleimhaut durchlässig ist.

Wir haben mittlerweile viel Erfahrung mit dem Thema Stuhlanalytik gesammelt. Wenn dich das interessiert, dann kontaktiere uns gerne.

 

Beschwerden wenn die Darmflora aus dem Gleichgewicht geraten ist

Die Darmflora, als Gesamtheit aller Darmbakterien, ist sensibel und kann durch unterschiedliche Einflussfaktoren beeinträchtigt werden. Zu den Hauptursachen einer gestörten Darmflora zählen:

  • Stress
  • Bewegungsmangel und ungesunde, unausgewogene Ernährung
  • Antibiotika-Therapie, die sowohl gutartige als auch bösartige Bakterien beeinträchtigt oder eliminiert

Die Beschwerden, verursacht durch eine gestörte Darmflora, äussern sich häufig durch:

  • Klar erkenntliche Darmprobleme wie Blähungen, Durchfall und Reizdarm Syndrom
  • Allergien wie Heuschnupfen
  • Lebensmittelunverträglichkeiten wie zum Beispiel Glutenunverträglichkeit
  • Häufig erkältet sein aufgrund eines geschwächten Immunsystems
  • Histaminintoleranz
  • Psychische Einschränkungen wie Stimmungsschwankungen
  • Hautprobleme
  • Entzündungen des Zahnfleisches

Die Symptome für Darmprobleme sind vielfältig und zeigen uns wie wichtig dieses Organ für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden tatsächlich ist.

 

Darm mit Charme – Alles über ein unterschätztes Organ

Gerade weil das Thema Darm so lange kaum Beachtung fand freue ich mich über die neue Popularität, die das Thema dank einer Nachwuchs-Medizinerin momentan erfährt. Giulia Enders hat vor einigen Jahren ein Buch mit dem Titel „Darm mit Charme: Alles über ein unterschätztes Organ„* herausgebracht, das in einfacher Sprache über den Darm berichtet. Sehr erfrischend und sehr lesenswert!

Damit du dir sofort einen Eindruck von ihr verschaffen kannst empfehle ich dir diesen unterhaltsamen Kurzfilm.

 

4 Kommentare

  • Wiebke sagt:

    Hallo Roman,
    der Darm hat mich schon immer fasziniert. Vor 5 Jahren, nach vielen Büchern, wurde mir die Wichtigkeit eines gesunden Darms erst richtig bewusst. Darum gibt es auch nur ein Nahrungsergänzungsmittel, welches ich seitdem jeden Abend zu mir nehme: Probiotika. Wenn alle um mich krank sind, versorge ich sie 🙂 Vielen Dank für das Video.

    • Roman Gruber sagt:

      Hallo Wiebke, super dass du so regelmässig Probiotika nimmst, damit unterstützt du dein Immunsystem tatsächlich sehr gut! Freut mich, wenn dir das Video gefällt 🙂

  • Andrea Giesler sagt:

    Dass der Darm so groß ist beeindruckt doch sehr. Dein Vergleich mit dem Tennisplatz ist klasse.
    Ich beschäftige mich seit Anfang des Jahres bewusst mit Ernährung und dadurch mit dem Thema (Darm-) Gesundheit. Letztlich ist es einfach so: Rubbish in, rubbish out.
    Neben Giulia Enders habe ich letztens auch ein Radiointerview mit zwei Wissenschaftlern gehört. Auch da ging es genau um das Thema Bakterien und wie wir diese mittlerweile leider (!) gezielt abtöten und uns damit selber schaden. Ein bezeichnendes Beispiel: Die Geburt eines Kindes. Bei einer Vaginalgeburt gehen automatisch Bakterien des mütterlichen Darms auf das Neugeborene über. Diese Kinder sind wissenschaftlichen Untersuchungen zu Folge gesünder als Kinder, die z.B. durch einen Kaiserschnitt geholt wurden. In Amerika ist man nun in Feldversuchen so weit gegangen, gezielt Darmbakterien der Mutter auf die Kaiserschnitt-Kinder zu übertragen. Und siehe da: auch diese Kinder sind gesünder als die „herkömmlichen“ Kaiserschnitt-Kinder. Vielleicht kommt ja langsam Bewegung in die Sache 🙂

    • Roman Gruber sagt:

      Hallo Andrea, in Deutschland und Österreich ist schon mehr in Bewegung was den Darm angeht als bei uns in der Schweiz 😉
      Den Trend zum Kaiserschnitt unterstütze ich auch nicht, zumindest nicht in jedem Fall. Bei der heutigen Ernährung frage ich manchmal allerdings, ob manche mit Kaiserschnitt nicht dann doch besser dran wären. Dieser Schluck Vaginalsekret beinhalten nicht nur die positiven sondern auch die negativen Bakterien, die dann dazu führen können, dass zum Beispiel die Migräne von der Mutter an das Kind weiter gegeben werden kann. Wichtig wäre, dass das Kind nach der Geburt Bakterien bekommen würde um sicherstellen zu können dass ihm ein optimaler Start ins Leben gelingt. Ich werde bestimmt mal was darüber schreiben.

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